Gedanken eines Pastors
Das war die schreckliche Botschaft der letzten Woche, die viele Menschen in Ratingen getroffen hat.
Der eine oder andere hat sich bereits die Frage gestellt, warum ich mich als Pfarrer von St. Peter und Paul noch nicht in irgendeiner Weise zu dieser Nachricht geäußert habe. Ich selbst bin betroffen und geschockt, dass sich trotz aller Bemühungen tatsächlich kein Investor oder Partner gefunden hat, um unser Krankenhaus weiterzuführen. Das musste ich selbst erst einmal verarbeiten. Bis zum Schluss habe ich zusammen mit vielen Personen genau darauf gehofft. Seit 10 Jahren bin ich nun Pfarrer in Ratingen Zentrum und habe in dieser Zeit – ich meine – an ca. 90% aller Krankenhausbeiratssitzungen teilgenommen, weil mir das Geschick unseres Hauses von Anfang an sehr am Herzen lag.
In den letzten Jahren musste ich immer häufiger spüren und jeder, der die Nachrichten verfolgt, weiß darum, dass politisch solche „kleinen Allgemeinversorger“ nicht mehr gewollt sind. Viele vergleichbare Krankenhäuser, die mit Sicherheit wertvolle Dienste an der Öffentlichkeit gewirkt haben, sind bereits geschlossen worden. In der Coronakrise waren alle froh um jedes Krankenhausbett, das den Menschen zur Verfügung stand. Wie schnell wurde das Klatschen auf den Balkonen vergessen, um den Gesundheitsmarkt zu bereinigen.
Mit großem Eifer habe ich selbst die Petition geteilt und viele Menschen angesprochen, ihre Stimme zu erheben. Mit Dankbarkeit denke ich auch an die Demonstration auf unserem Marktplatz, wo nicht nur Ärzte und Krankenschwestern, sondern auch Ratinger Politikerinnen und Politiker anwesend waren, um zu zeigen, wie wichtig ihnen unser Krankenhaus ist. Sehr beeindruckt haben mich die Reden unterschiedlicher Ärzte und in der Pflege tätiger Personen, die mit ihrem Engagement sehr glaubhaft dafür eingestanden sind, wie sehr ihnen unser Haus und die Versorgung der Menschen am Herzen liegen.
Dass all dies letztlich nichts gebracht hat, macht mich traurig und auch ärgerlich über die Situation, wie sie nun ist. Doch bei allem muss ich leider auch akzeptieren, dass ein Krankenhaus, selbst wenn der Träger die Kirchengemeinde ist, sich wirtschaftlich tragen muss.
Im Beirat, in der Geschäftsführung und im Kirchenvorstand wurde mir immer wieder deutlich, dass wir – dies gilt für alle beteiligten Personen – voll und ganz hinter unserem Haus stehen. Deshalb kämpfen wir bis zum heutigen Tag für unsere GmbH. Richtig ist aber auch, dass aufgrund der Vorgaben des Insolvenzrechts die Einflussmöglichkeiten der Gesellschafter im laufenden Verfahren sehr begrenzt sind. Das Ziel einer möglichst weitgehenden Fortführung der ortsnahen Versorgung wurde und wird weiterhin von den Gesellschaftern verfolgt.
So denke ich in besonderer Weise an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in unserem Krankenhaus – manche über Jahrzehnte hinweg – treu ihren Dienst getan haben und aus einem hohen Engagement Menschen in unterschiedlichsten Lebenssituationen mit Sachverstand und Herz zur Seite standen.
Jetzt hoffe ich, dass sich für unsere Altenpflegeheime eine gute Lösung finden wird. Bei dieser Hoffnung um eine zukünftige Versorgung älterer Menschen bin ich mir leider dennoch sicher, dass man es auf Dauer bereuen wird, dass unser Ratinger Krankenhaus geschlossen werden musste.
Wie vielen von Ihnen ist mein Herz in diesen Tagen schwer.
Ihr
Pastor Daniel Schilling