Höchster, allmächtiger, guter Herr,
dein sind der Lobpreis, die Herrlichkeit und Ehre
und jeglicher Segen.
Dir allein, Höchster, gebühren sie,
und kein Mensch ist würdig, dich zu nennen.

Gelobt seist du, mein Herr,
mit allen deinen Geschöpfen,
zumal dem Herrn Bruder Sonne;
er ist der Tag, und du spendest uns das Licht durch ihn.
Und schön ist er und strahlend in großem Glanz,
dein Sinnbild, o Höchster.

Gelobt seist du, mein Herr,
durch Schwester Mond und die Sterne;
am Himmel hast du sie gebildet,
hell leuchtend und kostbar und schön.

Gelobt seist du, mein Herr,
durch Bruder Wind und durch Luft und Wolken
und heiteren Himmel und jegliches Wetter,
durch das du deinen Geschöpfen den Unterhalt gibst.

Gelobt seist du, mein Herr,
durch Schwester Wasser,
gar nützlich ist es und demütig und kostbar und keusch.

Gelobt seist du, mein Herr,
durch Bruder Feuer,
durch das du die Nacht erleuchtest;
und schön ist es und liebenswürdig und kraftvoll und stark.

Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde,
die uns ernährt und lenkt
und vielfältige Früchte hervorbringt
und bunte Blumen und Kräuter.

Gelobt seist du, mein Herr,
durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen
und Krankheit ertragen und Drangsal.
Selig jene, die solches ertragen in Frieden,
denn von dir, Höchster, werden sie gekrönt werden.

Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, den leiblichen Tod;
ihm kann kein Mensch lebend entrinnen.
Wehe jenen, die in schwerer Sünde sterben.
Selig jene, die sich in deinem heiligsten Willen finden,
denn der zweite Tod wird ihnen kein Leid antun.

Lobt und preist meinen Herrn
und sagt ihm Dank und dient ihm mit großer Demut.

(Quelle: Das Erbe eines Armen. Die Schriften des Franz von Assisi. Hrsg. von Leonhard Lehmann OFMCap. - Topos Plus, 2003)

altFranz von Assisi wurde als Sohn eines reichen Kaufmanns 1181/ 82 in friedloser Zeit geboren. Mit 17 Jahren hineingerissen in den Aufstand der Stadt gegen die Feudalherren: Die stolze Burg wird zerstört. Gleich anschließend: Bürgerkrieg zwischen reich und arm, danach Krieg zwischen Perugia und Assisi. Franz gerät in Kriegsgefangenschaft. Zeit zum Nachdenken.

Zurückgekehrt nach Hause stellt eine lange, zehrende Krankheit alles in Frage. Der Sinn des Lebens ist verdunkelt. 1205: Franziskus will sich in den Dienst der päpstlichen Truppen stellen. Gegen den Kaiser. Auf dem Weg dahin trifft ihn die Erkenntnis: Da ist ein anderer Herr, der auf seine Dienste wartet.

Ein Jahr später: In San Damiano, einem zerfallenden Kirchlein in der Nähe von Assisi, hört er: "Du mußt meine Kirche wieder aufbauen". Er tut es. Darnach auch die Kirche San Pietro und jene von Portiuncula. Der Vater enteignet ihn. Er ist froh: jetzt ist er arm mit den Armen.

1209: Franz entdeckt das Evangelium. Der Sinn seines Lebens ist ihm gegeben. Er findet Brüder, für welche er einige Kernsätze aus dem Evangelium herausgreift und sie zur Regel macht. Der Papst bestätigt sie.

Eine vielfältige Reiselust treibt ihn durch ganz Italien. Eine geplante Reise nach Syrien endet wegen Schiffbruchs an der dalmatischen Küste, eine andere nach Marokko wegen Krankheit in Spanien.

1219 gelingt eine Reise in den Orient: In Damiette sucht er, ein Kreuzfahrerheer von einer Schlacht abzuhalten. In Ägypten trifft er den Sultan Malek el Khamil. Er ist voll Friedenswille: Er stiftet Frieden in Assisi, Bologna, Siena, Arezzo . . . Zuletzt durch den Sonnengesang. Er verfaßt ihn 1224, von Krankheiten und Schmerzen geplagt, von einem Trachom, einer schmerzhaften Augenentzündung, von chronischer Malaria, von einem Milztumor und einer Lebervergrößerung, von Darm- und Magengeschwüren, von einer schweren Anämie, von Depression und Zweifeln.

Er stirbt am 3. Oktober 1226, gezeichnet mit den Malen des Kreuzes.

Der franziskanische Lebensstil
Die gegensätzlichsten Dinge sind in Franz von Assisi zur Einheit gebracht. Er gilt als Patron der Katholischen Aktion, als Klassiker christlicher Aktivität. Mit gleichem Recht darf er als Klassiker der Meditation bezeichnet werden. Man vergewaltigt und verrät ihn, sieht man bloß das eine und unterschlägt das andere. Darum ist die franziskanische Meditation im Rahmen des ganzen franziskanischen Lebensstils zu sehen und darzustellen.

Der franziskanische Lebensstil ist vor allem greifbar in den verschiedensten Regeln, die Franz im Laufe der Zeit (1209-1223) geschrieben hat. Zuerst sind es bloß einige Sätze aus dem Evangelium und ein paar unbedingt notwendige Bestimmungen, die das gemeinsame Leben regeln wollen. Diese Urregel ist in ihrer Gestalt flexibel, nicht etwas ein für allemal Abgeschlossenes. Die Meditation vertieft. Neue Situationen verlangen nach konkreter Anwendung und Anpassung. Gefahren fordern Signale, Gelegenheiten Appelle, kirchliche Ereignisse Gefolgschaft. So wächst der kleine und bescheidene Anfang zu einem umfangreichen Werk an, in dem die redaktionellen Spuren deutlich sichtbar bleiben. Für jeden Interpreten ist diese 1221 abgeschlossene Geschichte der sogenannten Regula non bullata der Spielplatz, auf dem sich wissenschaftliche Fantasie und Meisterschaft tummeln können. Es ist die Regel, die das Leben schrieb. Für kirchliche Kreise ist sie zu wenig faßbar, zu weitschweifig, zu spirituell. Darum verfaßt Franz eine zweite Regel (1223), die durch eine päpstliche Bulle bestätigt wird und heute noch die Grundlage der Franziskanerorden ist Regula bullata. Daß er vorher noch eine andere verfaßt haben soll, die von böswilligen Brüdern vernichtet wurde, ist wohl in das Reich frommer Fantasie zu verbannen. Zu sehr ist in diesen Schriften das Interesse festzustellen, daß Franziskus ein zweiter Moses ist und darum auch ein ähnliches Schicksal haben muß.

Wenn die Regula non bullata genauer untersucht wird, dann lassen sich drei Kernsätze bzw. Stichworte ausmachen, mit denen man den franziskanischen Lebensstil umschreiben könnte: Evangelium, Gehorsam, Armut.

Meditation,Gebet
Franz von Assisi bewegt sich auf zwei Sprachebenen, die sich von einem Augenblick zum anderen ablösen können. Einerseits bewegt er sich auf einer Ebene, auf der er seinen Lebensstil beschreibt, Gesetze erläßt, nüchtern und sachlich über etwas spricht. Auf dieser Ebene ist er im Ausdruck hilflos und ohne großes Stilempfinden. Anderseits aber kann er plötzlich und unvermittelt, sogar mitten in einem Satz, auf eine zweite Sprachebene übergleiten und zum Dichter werden. Das trifft regelmäßig zu, wenn das Wort "Gott" oder "Jesus" über seine Lippen kommt. Er kann hier nicht in einer objektiven und distanzierten Sprache bleiben. Das Wort allein löst ein Begegnungsgeschehen aus. Er kann nicht über Gott oder Jesus reden, sondern nur zu ihnen. So entsteht plötzlich ein Gebet, ein Hymnus, ein Lied, ein Gedicht. Diese Eigenart des Heiligen führt dazu, daß wir über das, was sonst nur im Inneren des Menschen vorgeht, wenigstens in etwa eine Ahnung haben.

altDie Entwicklung der Ordenszweige

1209: Der Hl. Franz von Assisi gründete mit 12 Mitbrüdern den Orden der Minderen Brüder (Erster Orden). 10 Jahren später erreichte die Zahl der Minderbrüder schon 5000. Der Orden musste daher neue Strukturen bekommen. So wurde er in Provinzen und Kustodien eingeteilt.

1226: Tod des Hl. Franziskus. Kurze Zeit nach Franziskus` Tod standen sich innerhalb des Ordens zwei Parteien gegenüber, jene der "Eiferer"-Spiritualen (Observanten) und jene der Minoriten-Konventualen. Die Spiritualen befolgten eine buchstäbliche Regeltreue, wie sie die kleine Gemeinschaft von 1209 noch halten konnte; durch das ständige Anwachsen der Brüderzahl war dies jedoch nicht mehr möglich. Papst Johannes XXII. verbot im Jahre 1317 die Eigenständigkeit der Spiritualen.

1368: Bei den Konventualen (Minoriten) kam es zur Gründung großer Stadtklöster, die höchst bereichernd auf dem Gebiet der Theologie, Philosophie und der Kunst wurden, sodass man von franziskanischer Kultur sprechen konnte. Dies bewirkte jedoch wieder bei einigen Brüdern, die unter der Diskrepanz von Ideal und Wirklichkeit litten, einen eigenen Weg zu gehen. So entstand um 1368 die Observanzreform, deren wichtigste Vertreter der Hl. Bernhard von Siena, Johannes Capistrano und Jakob von der Mark waren.

1517: In diesem Jahr wählten nur die Konventualen den Ordensgeneral, die Observanten waren mit zwei Generalvikaren vertreten. Mit der päpstlichen Bulle "Ite et vos" (Geht auch ihr euren Weg) gab Papst Leo X. im Jahre 1517 den Observanten einen eigenen Generalminister und teilte somit den Orden in den Zweig der Minoriten (OFM Conv.) und den der Franziskaner (OFM).

1525: Aus den Observanten formierten sich die Kapuziner. Sie erlangten schon 1528 kirchliche Anerkennung und wurden 1619 ein selbständiger Orden (OFM Cap.).

Heute teilen sich das Erbe des Hl. Franziskus die drei Ordenszweige: Minoriten, Franziskaner und Kapuziner.
 
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