Wasser des Lebens - ein meditativer Abend
Blau ist das Licht, in das die Kirche getaucht ist. Etwa 100 Besucherinnen und Besucher mögen es sein, die am Abend des 11. März den Weg in die Pfarrkirche St. Peter und Paul gefunden haben und den Beginn eines „meditativen Abend“ zum Thema Wasser des Lebens erwarten. Die Glocke schlägt acht.
Erst hört man es gar nicht, überhört es im leisen Gemurmel der Erwartung auf den Abend. Aber es wird langsam lauter: das Geräusch fallender Wassertropfen. Das Tip - tip wird zu einem Blubbern, zu einem Rauschen; es strömt laut und gewaltig – und wer im Mittelschiff sitzt, hat es sofort wahrgenommen: Über dem Hochchor ist ein Wasserfall zu sehen – Wasser, das mit unaufhaltsamer Kraft nach unten stürzt. Wasser – Wasser des Leben.
Kaum ist das Wasserrauschen verklungen, ertönen Harfenklänge. Susana Feige, Ratinger Harfenistin, ist neben Kantor Ansgar Wallenhorst diejenige, die musikalisch durch den Abend begleitet und es versteht, das Geräusch des Wassers Musik werden zu lassen.
Ursula Theißen, Sprecherin des Kreises „Neue Wege“, tritt ans Ambo, begrüßt die Besucher und gibt einen Überblick über den Abend: wir sind mitten im ersten Teil: Das Erleben des Wassers, das Begreifen seiner Macht, seiner Vielfalt. Zu hören war das Wasser bereits – jetzt gilt es, es zu schmecken: an zwei Orten kann jeder Besucher Wasser probieren; er wird feststellen, dass Wasser nicht gleich Wasser ist, sondern je nach Herkunft ganz verschieden schmecken kann. Die einen tasten sich durch die dunkle Kirche zu den Wasserständen vor; andere verweilen vor einem Film, anschaulich werden lässt, was entstehen kann, wenn Erde und Wasser zusammenwirken, wie Boden fruchtbar wird, wenn es Wasser gibt, wie Städte aufblühen, wo Wasser ist, aber auch, wie trocken alles wird, wenn das Wasser fehlt.
Nach dem „bewegten“ ersten Teil folgt ein informierender zweiter Teil. Die Besucher sitzen wieder in den Bänken. Eine Sprecherin erinnert daran, dass auch Tränen Wasser sind – aber eben nicht stets gleichartiges Salzwasser, sondern jeweils verschieden zusammengesetzt, wenn es etwa Tränen der Freude sind, Tränen der Verzweiflung oder Tränen beim Zwiebelschneiden. Jetzt ist Kantor Ansgar Wallenhorst der, der die ganze Bandbreite dessen, was Wasser bedeutet, in Klang umsetzt, großartig mit der Vielfalt der Register und dem Gegenüber der großen und der kleinen Chororgel spielend.
Der Schöpfungsbericht folgt (Gen 1,1 – 2,4). Es tut gut, erinnert zu werden, wie Gott die Welt schuf, wie er selber seines Werkes froh war, weil alles gut war. Allerdings wird der Bericht „von Tag zu Tag“ unterbrochen von einer Schöpfungserzählung „nach Menschenart“ – einer Geschichte der Zerstörung der Schöpfung, bis am Ende nicht nur Gott ruht, sondern auch auf der Erde Totenstille ist, weil alles in Trümmern liegt – freilich auch einer der schönsten Texte der Bibel zertrümmert ist.
Doch das Wasser bedeutet mehr. Um dies „Mehr“ geht es im dritten Teil des Abend, nachdem eine Harfenmusik geholfen hat, das Bild der zerstörten Erde in den Hintergrund treten zu lassen. „Mehr“ ist das Wasser, das zur Taufe verwandt wird. So lädt Ursula Theißen in die Turmhalle zum Taufbrunnen ein; die Aufforderung, heranzutreten und sich mit Taufwasser zu bekreuzigen, wird freilich nur zögerlich aufgegriffen.
Doch sofort danach werden die Besucher wieder vorn erwartet: Ein kleiner Brunnen, der seit Beginn des Abends vor dem Altar steht, erweist sich als der biblische Jakobsbrunnen. Jesus setzt sich dorthin, um sich auszuruhen. Eine Frau aus Samaria kommt, es entwickelt sich ein Gespräch. Jesus erweckt ihre Sehnsucht nach dem Wasser, das den Durst der Menschen für immer löscht, das ewiges Leben schenkt. „Da sagte die Frau zu ihm: Herr, gib mir dieses Wasser, damit ich keinen Durst mehr habe und nicht mehr hierher kommen muss, um Wasser zu schöpfen“ (Joh 4,1-26).
Musik und ein Dankeswort von Pastor Schilling beenden einen großartigen Abend. | Josef Pietron
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