
Erst hört man es gar nicht, überhört es im leisen Gemurmel der Erwartung auf den Abend. Aber es wird langsam lauter: das Geräusch fallender Wassertropfen. Das Tip - tip wird zu einem Blubbern, zu einem Rauschen; es strömt laut und gewaltig – und wer im Mittelschiff sitzt, hat es sofort wahrgenommen: Über dem Hochchor ist ein Wasserfall zu sehen – Wasser, das mit unaufhaltsamer Kraft nach unten stürzt. Wasser – Wasser des Leben.


Nach dem „bewegten“ ersten Teil folgt ein informierender zweiter Teil. Die Besucher sitzen wieder in den Bänken. Eine Sprecherin erinnert daran, dass auch Tränen Wasser sind – aber eben nicht stets gleichartiges Salzwasser, sondern jeweils verschieden zusammengesetzt, wenn es etwa Tränen der Freude sind, Tränen der Verzweiflung oder Tränen beim Zwiebelschneiden. Jetzt ist Kantor Ansgar Wallenhorst der, der die ganze Bandbreite dessen, was Wasser bedeutet, in Klang umsetzt, großartig mit der Vielfalt der Register und dem Gegenüber der großen und der kleinen Chororgel spielend.
Der Schöpfungsbericht folgt (Gen 1,1 – 2,4). Es tut gut, erinnert zu werden, wie Gott die Welt schuf, wie er selber seines Werkes froh war, weil alles gut war. Allerdings wird der Bericht „von Tag zu Tag“ unterbrochen von einer Schöpfungserzählung „nach Menschenart“ – einer Geschichte der Zerstörung der Schöpfung, bis am Ende nicht nur Gott ruht, sondern auch auf der Erde Totenstille ist, weil alles in Trümmern liegt – freilich auch einer der schönsten Texte der Bibel zertrümmert ist.


Musik und ein Dankeswort von Pastor Schilling beenden einen großartigen Abend. | Josef Pietron

