PP 8Jh

Was die Baugeschichte unserer schönen und ehrwürdigen Kirche angeht, so liegen ihre Wurzeln in einer sogenannten Saalkirche, einem kleinen, flachgedeckten Versammlungsraum, aus dem 8. Jahrhundert, auf dessen Mauerresten man bei Renovierungsarbeiten in den 70er Jahren stieß. Im 9. Jahrhundert wird dieser Erstbau vergrößert, indem an das bestehende Bauwerk nach Süden und Norden je ein Seitenschiff angeschlossen wird. Im 11./12. Jahrhundert genügt dieser Raum nicht mehr den Bedürfnissen der Gemeinde. Jetzt entsteht eine dreischiffige, flachgedeckte Basilika mit einem Westturm und drei Apsiden nach Osten. Bei dem Westturm handelt es sich noch nicht um den heutigen Hauptturm.

um 1150

In der nächsten Bauperiode erhält St. Peter und Paul das östliche Turmpaar, das noch heute, zwar in den Jahrhunderten verändert, das Bauwerk wesentlich mitprägt. In dieser Zeit um 1150 werden in das Hauptschiff und wahrscheinlich auch in die Seitenschiffe Gewölbe eingezogen.

etwa 1220 - 1250

In den Jahren 1220 und 1250 errichten unsere Vorfahren den heutigen mächtigen Westturm, das Wahrzeichen der Stadt. Vom Jahr der Stadterhebung (1276) an bis 1300 entsteht die gotische Hallenkirche. Die Kirche wird mit für die damalige Zeit hohem technischen Aufwand über das romanische Turmpaar hinaus nach Osten erweitert. Sobald diese Erweiterung fertig gestellt ist, wird auch die alte Kirche dem neuen Stil angeglichen. Seit dieser Zeit stehen die beiden kleineren Türme etwa in der Mitte der Kirche.

Der jetzt entstandene "Neubau" entsprach wahrscheinlich mehr dem gewachsenen Selbstbewußtsein der Bürger einer "neuen" Stadt als das kleine romanische Kirchlein. Auch war die Pfarrkirche in ihrem Grundriß und Baustil sowie von den liturgischen Erfordernissen her gesehen auf dem Stand der Zeit des ausgehenden 13. Jahrhunderts- also hoch aktuell und "modern".

Die Bauzeit ist damit noch nicht zu Ende. Die Gemeinde des 15. Jahrhunderts baut eine neue Sakristei und die St. Anna Kapelle (an der Oberstr.) In dieser Kapelle befand sich früher ein Bilderzyklus des hl. Suitbertus. Leider sind die Bilder verschollen.

PP 1300

Im 18. und 19. Jahrhundert müssen zahlreiche Beschädigungen repariert werden. Unter anderem erhält der Westturm seinen charakteristischen Turmhelm (1779-1780), nachdem der alte Turmhelm 1774 durch einen Sturm vernichtet wurde. Bis 1892 bleibt die mittelalterliche gotische Hallenkirche im wesentlichen erhalten. Jetzt erfolgt in den Jahren 1892-1894 der letzte Erweiterungsbau. Die Kirche erhält den Grundriß und die äußere Gestalt, wie sie das Stadtbild heute prägen.

PP 1945 offener Himmel
Im zweiten Weltkrieg wird die Kirche durch Fliegerbomben teilweise zerstört, und so erfolgt nach 1945 der allmähliche Wiederaufbau und die Restaurierung der noch erhaltenen Bausubstanz. Die Arbeiten an dem altehrwürdigen Bauwerk gehen bis in unsere Tage. Eine große Renovierung und Restaurierung des Innenraums und der Außenfassade wurde in den 70er Jahren durchgeführt. Der Umbau im Inneren berücksichtigte vor allem neue liturgische Vorstellungen, wie sie das 2. Vatikanische Konzil (1961-1965) formuliert und gefordert hatte. Risse in den Gewölben, Einsturzgefahr der Osttürme, Gefahren für die nach dem Krieg falsch aufgehängten, alten Glocken führten von 1996-1998 zur bisher letzten großen Renovierung unserer Pfarrkirche, die sich uns seitdem in neuem Glanz- sozusagen "runderneuert" - präsentiert.

Die Zeichnungen auf dieser Seite stammen von Pfarrer Günter Ernst, der als Kaplan in unserer Gemeinde tätig war.

Ein Fest planen und vorbereiten, Kinder beim Sternsingen begleiten, Gemeindebriefe verteilen, die Advents-/Weihnachtszeit oder die Fasten-/Osterzeit vor Ort mitgestalten …Der Gemeindeausschuss ist der Ort, wo Aktivitäten geplant und Aufgaben verteilt werden. Hier können Ideen, Vorschläge und Anliegen für das Zusammenleben in unserer Gemeinde  eingebracht werden. Können Sie sich vorstellen uns zu unterstützen, an der einen oder anderen Stelle mit zu machen? Gerne können sie auch nur für einen bestimmten Zeitraum oder der Dauer eines Projektes mitmachen. Herzlich willkommen!

Die Sitzungen des Gemeindeausschuss sind öffentlich und finden im Gemeinschaftsraum im Pfarrzentrum statt - den Vorsitz hat Britta Averdick.

Die nächsten Termine:

Informationen zur Viktorkapelle

Viktorkapelle vom Innenhof ausManch einer, der an den Tennisplätzen vorbei in Richtung Jugendherberge wandert, wundert sich über den halbrunden niedrigen Ziegelbau mit einem stilisierten Kirchturmhahn auf der Spitze des Daches. Zweifellos ein kirchliches Gebäude, was auch beim näheren Hinsehen durch das Schild neben der Türe deutlich wird. Dieser Eindruck verstärkt sich noch beim Blick in den Innenhof. Wie zwei Arme umfassen die Mauern den Platz, große Schiebetüren verhindern normalerweise den Blick ins Innere. Wenn gerade eine Gruppe hier ist, um einen Gottesdienst zu feiern, dann kann man durch die weit geöffneten Türen den halbrunden Innenraum erkennen. In der Mitte steht ein kleiner Steinaltar. Bänke sind im Halbrund angeordnet, laden ein zum Gebet, zur Meditation und zum gemeinsamen Singen. Die Kapelle öffnet sich im Innenhof, wenn viele Besucher da sind, zu einem großen Versammlungsplatz mitten im Wald. Oft geht es hier auch profan zu. Nach dem Gottesdienst steigen dann die Düfte von Grillwürstchen und Käsepickern in den Himmel. Seit über 50 Jahren ist die Viktor-Kapelle Anlaufstelle für Jung und Alt aus Ratingen und dem ganzen Dekanat.

Dieser kleine Kapellenbau entstand auf Anregung des damaligen Jugendkaplans Gustav van de Loo. In vielen Gesprächen mit den Jugendlichen und dem Ratinger Architekten Kurt Schweflinghaus (1922-2003) entstand so ein Bauwerk, das bis heute immer wieder Bewunderer findet. Der Architekt hatte die Form des halbrunden „Zeltes“ als liturgisches Ausdrucksmittel vorgeschlagen – eine Form, die von den Jugendlichen aufgrund ihrer eigenen Erfahrung beim Aufbau von Zelten auf ihren Fahrten bestens verstanden wurde.

Schauen wir in die Chronik. Es wird berichtet, dass es am 20. November 1960 unaufhörlich regnete. Somit fiel die Prozession von St. Peter und Paul zur Götschenbeck aus Anlass der Einweihung der neuen Kapelle am Waldrand förmlich ins Wasser. Trotzdem waren an diesem Sonntagnachmittag viele durch den Junkersbusch gewandert. Der kleine Kapellenraum konnte die zahlreichen Besucher nicht aufnehmen.
Auf den vergilbten Zeitungsbildern ist die Situation genau zu erkennen. Viele Schirme im Hof vor dem weit geöffneten Tor verhindern den Blick in den Innenraum. Auf einem anderen Bild dann der Blick in die Kapelle. Dicht gedrängt stehen sie um den Altar, Geistliche aus Ratingen und dem Dekanat sowie junge Leute aus der damaligen Pfarrjugend.

Die Zeitung berichtete ausführlich über die Predigt, die Pastor van de Loo hielt, der u. a. den Patron der Kapelle, den hl. Viktor, vorstellte. Der hl. Viktor wäre längst vergessen, wenn er sich nicht für den „Kyrios“, den König Jesus Christus entschieden hätte und nicht bereit gewesen wäre, ihm mehr zu gehorchen als dem irdischen Dienstherrn. In seiner Haltung wäre er ein Vorbild auch für den heutigen Menschen. Eine Gefahr, die nämlich alle anfalle, sei heute die Versklavung im eigenen Ich, so der Prediger. „Mit einem machtvollen Bekenntnis zu Christus dem Herrn klang die Weihestunde aus“, so stand es am nächsten Tag in der Zeitung (Rheinische Post vom 21. 11. 1960).

Warum wurde der hl. Viktor von Xanten zum Patron der Kapelle ausgewählt? Von ihm ist nicht viel bekannt. Er und seine Gefährten gehörten innerhalb des römischen Heeres zur thebäischen Legion, die eigentlich in Afrika beheimatet war. Diese Soldaten waren Christen. Papst Marcellinus (296 – 304) soll die Soldaten ermahnt haben, „dass sie eher durch das Schwert sollen untergehen, denn ihren christlichen Glauben verleugnen“. Ein Teil dieser Soldaten war am Rhein stationiert u.a. in Köln, Bonn und Xanten. Sie starben in einer der letzten großen Christenverfolgungen im Römischen Reich. Denn für viele Menschen war Christus ein Ärgernis und Grund genug, seine Anhänger zu verfolgen, wenn sie sich nicht der konkreten Macht (hier dem römischen Staat) unterwarfen. Der Tradition nach wurden über dem Grab des hl. Viktor schon früh eine Kirche und später der Dom von Xanten gebaut. Für die Menschen im Mittelalter war die Frage, ob Viktor nur eine legendhafte Gestalt sei, nicht relevant. Mit dem Wortspiel „victor (lat.) = „Sieger“ – wurde der Soldat Viktor auch als eine Personifizierung des Sieges gedeutet, der mit seinem Märtyrertod auf Christus, den eigentlichen Sieger über den Tod, hinweist.

Der hl. Viktor von Xanten hat einen direkten Bezug zu Ratingen. Eine der sogenannten vier Patronatsfiguren auf der Ratinger Monstranz von 1394 stellt ihn als Soldaten mit Schwert und Schild dar. Pfarrer Bruno Meens, der Stifter der Monstranz, war gleichzeitig Stiftsherr in Xanten. So ist sein Wunsch zu verstehen, dem hl. Viktor einen Ehrenplatz unter den 42 Figuren der Ratinger Monstranz zu geben. Als Viktor gibt er Zeugnis für Christus den Sieger über den Tod, der im eucharistischen Brot in der Mitte des Schaugefäßes (Monstranz) verehrt wird. Durch Bruno Meens bekommt die Verehrung des hl. Viktor im mittelalterlichen Ratingen eine besondere Bedeutung, die mit der kleinen Kapelle vor mehr als 50 Jahren einen aktuellen und zeitgemäßen Bezug bekam.

Die Kapelle sollte ursprünglich mehr in der Nähe der Jugendherberge gebaut werden, damit hier für die zahlreichen Gäste am Sonntag die Heilige Messe gelesen werden konnte, weil der Weg in die Stadt doch sehr weit sei. Sie sollte aber auch Zentrum für die Jugend im Dekanat Ratingen werden. Viele Gruppen kommen seitdem hierhin, um sich hier nach dem Weg durch Wald und Wiese im Gebet zu versammeln und anschließend gemeinsam zu essen und zu feiern.

Der „Freundeskreis Viktorkapelle“, der heute die Kapelle betreut, veranlasste vor einigen Jahren, dass der ursprüngliche Bau durch den Anbau eines Geräteraumes und einer rollstuhlgerechte Toilettenanlage erweitert wurde.

Der Architekt Kurt Schweflinghaus hat außer dieser kleinen Kapelle am Waldrand u. a. drei große Kirche in Ratingen geplant und gebaut: St. Marien in Tiefenbroich, St. Suitbertus im Ratinger Süden und Hl. Geist in Ratingen-West.

Text: Hans Müskens * Fotos: Hans Müskens, Frank Bettermann

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