altErste Niederlassung bereits im 14. Jahrhundert in der Stadt
Es ist nicht bekannt, wann sich die ersten Minoriten in Ratingen niederließen. Im Jahre 1380 hatten sie nach einer urkundlichen Erwähnung ihre Wohnung an der Oberstraße im Beginenhaus, dem sogenannten Konvent (Der Begynen huys to Ratingen dat dye mynrebrodere ir herberge ynne haent). Nachdem dieses im 15. Jahrhundert ein Privathaus geworden war, bezogen sie ein daneben liegendes Gebäude, das den Namen "Mynrebroderhuyß" erhielt. Zur Gründung eines eigenen Klosters kam es jedoch nicht. Die Niederlassung ging später ein, weil die Minderbrüder neben den Dominikanern, Karmelitern und Augustiner-Eremiten, die nach dem Stadtbuch von 1362 schon Häuser in Ratingen besaßen, vermutlich kein hinreichendes Feld für ihre Tätigkeit fanden.

Das erste Minoritenkloster
altIm Jahre 1651 kamen die Minoriten wieder nach Ratingen. Die erste Anregung zu dieser neuen Niederlassung scheint von Duisburg ausgegangen zu sein. Der damalige Pfarrer von Ratingen, Philipp Baden, unterstützte den Plan und schrieb am 30. Januar 1651 dem Vikar des Minoritenklosters zu Duisburg, Pater Bernardin Scriba, daß er es mit der ganzen katholischen Bürgerschaft auf's freundlichste begrüßen würde, wenn der Minoritenorden eine Niederlassung in Ratingen gründen wollte. Pater Hononus von der Ehren, Guardian zu Köln, der auf die Ausbreitung der Kölnischen Minoritenklöster sehr bedacht war, bemühte sich persönlich um die Sache. Der Magistrat der Stadt Ratingen sicherte ihm volle Unterstützung zu, wenn der Plan die Billigung des Landesherrn finden würde. Die landesherrliche Genehmigung wurde bereits am 9. März 1651 erteilt. Erster Guardian der neuen Niederlassung wurde Pater Franz Probsting aus Bonn. Mit ihm bezogen die ersten Minoritenbrüder eine Mietwohnung, die an dem die Pfarrkirche damals umgebenden Friedhof lag. Als geeigneter Platz für das neue Kloster wurde eine Hofstätte in der nordwestlichen Ecke des Marktes an der Lintorfer Straße erworben. Hinzu kamen noch zwei daneben liegende Häuschen als Geschenk von Gertrud von Borkendorf.
Erst im April 1655 konnte unter dem Guardian Christian Reinartz der Grundstein zum neuen Kloster gelegt werden, denn die Stadt hatte sich noch nicht von den Folgen des 30jährigen Krieges, der auch in Ratingen gehaust und viel Armut und Not zurückgelassen hatte, erholt. Am 4. Oktober 1656, dem Fest des heiligen Ordensvaters Franziskus, konnte der junge Konvent unter Führung des neuen Guardians Pater Carl Avemann das neue Gebäude beziehen. Am 14. Juli 1659 wurde der Grundstein zu einer Kirche gelegt, deren Bau erst im Jahre 1677 vollendet werden konnte, nachdem sozusagen jeder Stein und jeder Balken dazu erbettelt werden mußte. Die Kirche hatte 3 Altäre, den Hochaltar, dem stigmatisierten hl. Franziskus geweiht, den rechten Seitenaltar zu Ehren der Mutter Gottes und den linken zu Ehren des hl. Antonius von Padua. Die Gottesdienste in der Klosterkirche wurden wegen ihrer größeren Feierlichkeit von den Bürgern gerne besucht. Das führte zu einer Beschwerde des Pfarrers der Pfarrkirche, der darauf hinwies, daß die Pfarrangehörigen ihrer sonntäglichen Pflicht nur in der Pfarrkirche genügen könnten. Man einigte sich darauf, daß der sonn- und festtägliche Gottesdienst in der Klosterkirche außerhalb der für den Pfarrgottesdienst bestimmten Zeit angesetzt wurde. Die feierliche Konsekration der Klosterkirche erfolgte erst im Jahre 1725 durch den Werden-Helmstädter Abt Theodor Thier. Die Verhältnisse des Klosters entwickelten sich bald so günstig, daß die Klosterfamilie verdoppelt werden konnte und das Gebäude vergrößert werden mußte. Von 1678 bis 1691 wurde das Kloster um 2 Flügel erweitert, so daß es mit der Kirche jetzt das heute noch vorhandene Quadrat bildete. Ihren Unterhalt suchten die Minoriten sich durch Aushilfe in verschiedenen adeligen Kapellen und Pfarreien zu verschaffen. Reichten die Einnahmen nicht aus, um die durchschnittlich 13 Personen zählende Klosterfamilie zu ernähren, mußten Almosen gesammelt werden. Zur Vermehrung der Einkünfte gründete der Konvent im Jahre 1767 eine Lateinschule, die mit einer kurzen Unterbrechung bis zur Auflösung des Klosters bestand.

Schlechte Zeiten für das Kloster
altDurch Kriegswirren und Einstellung der staatlichen Zuschüsse für den Lateinunterricht verringerten sich die Einnahmen des Klosters von 1795 an bedeutend. Zudem wurden größere bauliche Reparaturen notwendig. Es blieb nichts anderes übrig, als Geld aufzunehmen, wodurch das Kloster sich stark verschuldete. Bei der allgemeinen Säkularisation im Jahre 1803 wurde das Ratinger Kloster in Staatseigentum überführt. Damals zählte es 11 Mitglieder: 8 Patres, 2 Brüder und 1 Tertiar. Von der Regierung des Herzogtums Berg wurde das Minoritenkloster in Ratingen zum Zentralkloster für die Minoriten im Herzogtum Berg, die keine Pfarrstelle annehmen oder als Kaplan bei Pfarrern tätig werden wollten oder konnten, bestimmt. Der Obere des Zentralklosters erhielt für den Unterhalt eines jeden Mitgliedes, die Laienbrüder mit eingerechnet, jährlich 125 Gulden. Im Jahre 1804 übernahm die preußische Regierung auch die Unterhaltung des Gebäudes. Die Mittel waren jedoch unzureichend. Das Gebäude zerfiel immer mehr. Die noch im Kloster lebenden Minoriten waren meist alt und krank. Sowohl 1816 als auch 1820 wurde der Plan gefaßt, das Klostergebäude zu einem Schulgebäude umzugestalten. Im Jahre 1834 wurde es der Stadt vom preußischen Staat für Schulzwecke geschenkt, nachdem es schon seit 1824 diesem Zweck gedient hatte. Die Gebeine der in der Klosterkirche beigesetzten Minoriten wurden auf den katholischen Friedhof überführt. Das Inventar wurde teils von der Ratinger Pfarrkirche St. Peter und Paul übernommen (Sakristeischrank mit aufstehendem Kruzifix), größtenteils aber kam es in die kath. Kirche in Irlich bei Neuwied (3 Altäre, Kommunionbank und Kanzel). Der alte Pater Paschius Heim blieb noch im Kloster wohnen und las in einer der früheren Zellen seine Messe. Mit ihm verstarb am 27. Juni 1843 im Alter von 83 Jahren der letzte Minorit des Ratinger Klosters.
Das Klostergebäude diente später von 1884 bis 1972 der Stadt als Rathaus. Jetzt sind darin die Volkshochschule und zwei Kinos untergebracht. An das alte Kloster erinnern heute noch eine am ehemaligen Klostergebäude angebrachte Gedenktafel und der Name der Minoritenstraße. Ebenso sollen zwei in das Mauerwerk des neuen Minoritenklosters und unserer Kirche eingelassene Altarprivilegsteine an das ehemalige Kloster erinnern.

Quelle: "Geschichte der Stadt Ratingen / Drittes Buch Kirche und Schule" von A. Dresen. 1926

Höchster, allmächtiger, guter Herr,
dein sind der Lobpreis, die Herrlichkeit und Ehre
und jeglicher Segen.
Dir allein, Höchster, gebühren sie,
und kein Mensch ist würdig, dich zu nennen.

Gelobt seist du, mein Herr,
mit allen deinen Geschöpfen,
zumal dem Herrn Bruder Sonne;
er ist der Tag, und du spendest uns das Licht durch ihn.
Und schön ist er und strahlend in großem Glanz,
dein Sinnbild, o Höchster.

Gelobt seist du, mein Herr,
durch Schwester Mond und die Sterne;
am Himmel hast du sie gebildet,
hell leuchtend und kostbar und schön.

Gelobt seist du, mein Herr,
durch Bruder Wind und durch Luft und Wolken
und heiteren Himmel und jegliches Wetter,
durch das du deinen Geschöpfen den Unterhalt gibst.

Gelobt seist du, mein Herr,
durch Schwester Wasser,
gar nützlich ist es und demütig und kostbar und keusch.

Gelobt seist du, mein Herr,
durch Bruder Feuer,
durch das du die Nacht erleuchtest;
und schön ist es und liebenswürdig und kraftvoll und stark.

Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde,
die uns ernährt und lenkt
und vielfältige Früchte hervorbringt
und bunte Blumen und Kräuter.

Gelobt seist du, mein Herr,
durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen
und Krankheit ertragen und Drangsal.
Selig jene, die solches ertragen in Frieden,
denn von dir, Höchster, werden sie gekrönt werden.

Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, den leiblichen Tod;
ihm kann kein Mensch lebend entrinnen.
Wehe jenen, die in schwerer Sünde sterben.
Selig jene, die sich in deinem heiligsten Willen finden,
denn der zweite Tod wird ihnen kein Leid antun.

Lobt und preist meinen Herrn
und sagt ihm Dank und dient ihm mit großer Demut.

(Quelle: Das Erbe eines Armen. Die Schriften des Franz von Assisi. Hrsg. von Leonhard Lehmann OFMCap. - Topos Plus, 2003)

altFranz von Assisi wurde als Sohn eines reichen Kaufmanns 1181/ 82 in friedloser Zeit geboren. Mit 17 Jahren hineingerissen in den Aufstand der Stadt gegen die Feudalherren: Die stolze Burg wird zerstört. Gleich anschließend: Bürgerkrieg zwischen reich und arm, danach Krieg zwischen Perugia und Assisi. Franz gerät in Kriegsgefangenschaft. Zeit zum Nachdenken.

Zurückgekehrt nach Hause stellt eine lange, zehrende Krankheit alles in Frage. Der Sinn des Lebens ist verdunkelt. 1205: Franziskus will sich in den Dienst der päpstlichen Truppen stellen. Gegen den Kaiser. Auf dem Weg dahin trifft ihn die Erkenntnis: Da ist ein anderer Herr, der auf seine Dienste wartet.

Ein Jahr später: In San Damiano, einem zerfallenden Kirchlein in der Nähe von Assisi, hört er: "Du mußt meine Kirche wieder aufbauen". Er tut es. Darnach auch die Kirche San Pietro und jene von Portiuncula. Der Vater enteignet ihn. Er ist froh: jetzt ist er arm mit den Armen.

1209: Franz entdeckt das Evangelium. Der Sinn seines Lebens ist ihm gegeben. Er findet Brüder, für welche er einige Kernsätze aus dem Evangelium herausgreift und sie zur Regel macht. Der Papst bestätigt sie.

Eine vielfältige Reiselust treibt ihn durch ganz Italien. Eine geplante Reise nach Syrien endet wegen Schiffbruchs an der dalmatischen Küste, eine andere nach Marokko wegen Krankheit in Spanien.

1219 gelingt eine Reise in den Orient: In Damiette sucht er, ein Kreuzfahrerheer von einer Schlacht abzuhalten. In Ägypten trifft er den Sultan Malek el Khamil. Er ist voll Friedenswille: Er stiftet Frieden in Assisi, Bologna, Siena, Arezzo . . . Zuletzt durch den Sonnengesang. Er verfaßt ihn 1224, von Krankheiten und Schmerzen geplagt, von einem Trachom, einer schmerzhaften Augenentzündung, von chronischer Malaria, von einem Milztumor und einer Lebervergrößerung, von Darm- und Magengeschwüren, von einer schweren Anämie, von Depression und Zweifeln.

Er stirbt am 3. Oktober 1226, gezeichnet mit den Malen des Kreuzes.

Der franziskanische Lebensstil
Die gegensätzlichsten Dinge sind in Franz von Assisi zur Einheit gebracht. Er gilt als Patron der Katholischen Aktion, als Klassiker christlicher Aktivität. Mit gleichem Recht darf er als Klassiker der Meditation bezeichnet werden. Man vergewaltigt und verrät ihn, sieht man bloß das eine und unterschlägt das andere. Darum ist die franziskanische Meditation im Rahmen des ganzen franziskanischen Lebensstils zu sehen und darzustellen.

Der franziskanische Lebensstil ist vor allem greifbar in den verschiedensten Regeln, die Franz im Laufe der Zeit (1209-1223) geschrieben hat. Zuerst sind es bloß einige Sätze aus dem Evangelium und ein paar unbedingt notwendige Bestimmungen, die das gemeinsame Leben regeln wollen. Diese Urregel ist in ihrer Gestalt flexibel, nicht etwas ein für allemal Abgeschlossenes. Die Meditation vertieft. Neue Situationen verlangen nach konkreter Anwendung und Anpassung. Gefahren fordern Signale, Gelegenheiten Appelle, kirchliche Ereignisse Gefolgschaft. So wächst der kleine und bescheidene Anfang zu einem umfangreichen Werk an, in dem die redaktionellen Spuren deutlich sichtbar bleiben. Für jeden Interpreten ist diese 1221 abgeschlossene Geschichte der sogenannten Regula non bullata der Spielplatz, auf dem sich wissenschaftliche Fantasie und Meisterschaft tummeln können. Es ist die Regel, die das Leben schrieb. Für kirchliche Kreise ist sie zu wenig faßbar, zu weitschweifig, zu spirituell. Darum verfaßt Franz eine zweite Regel (1223), die durch eine päpstliche Bulle bestätigt wird und heute noch die Grundlage der Franziskanerorden ist Regula bullata. Daß er vorher noch eine andere verfaßt haben soll, die von böswilligen Brüdern vernichtet wurde, ist wohl in das Reich frommer Fantasie zu verbannen. Zu sehr ist in diesen Schriften das Interesse festzustellen, daß Franziskus ein zweiter Moses ist und darum auch ein ähnliches Schicksal haben muß.

Wenn die Regula non bullata genauer untersucht wird, dann lassen sich drei Kernsätze bzw. Stichworte ausmachen, mit denen man den franziskanischen Lebensstil umschreiben könnte: Evangelium, Gehorsam, Armut.

Meditation,Gebet
Franz von Assisi bewegt sich auf zwei Sprachebenen, die sich von einem Augenblick zum anderen ablösen können. Einerseits bewegt er sich auf einer Ebene, auf der er seinen Lebensstil beschreibt, Gesetze erläßt, nüchtern und sachlich über etwas spricht. Auf dieser Ebene ist er im Ausdruck hilflos und ohne großes Stilempfinden. Anderseits aber kann er plötzlich und unvermittelt, sogar mitten in einem Satz, auf eine zweite Sprachebene übergleiten und zum Dichter werden. Das trifft regelmäßig zu, wenn das Wort "Gott" oder "Jesus" über seine Lippen kommt. Er kann hier nicht in einer objektiven und distanzierten Sprache bleiben. Das Wort allein löst ein Begegnungsgeschehen aus. Er kann nicht über Gott oder Jesus reden, sondern nur zu ihnen. So entsteht plötzlich ein Gebet, ein Hymnus, ein Lied, ein Gedicht. Diese Eigenart des Heiligen führt dazu, daß wir über das, was sonst nur im Inneren des Menschen vorgeht, wenigstens in etwa eine Ahnung haben.

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